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Weil die Menschen mehr kaufen, als sie verzehren, geben sie nicht nur unnötiges Geld direkt für die Lebensmitteleinkäufe aus, sondern verursachen hohe Kosten für die Abfallbeseitigung und für die Umwelt. 6,7 Millionen Tonnen Lebensmittel, von denen das meiste gegessen werden könnte, landen jährlich im Müll. Weggeworfene Lebensmittel machen 20 Prozent des Abfalls aus. Jeder Haushalt verschwendet zwischen 360 und 480 Euro im Jahr. Über 11 Milliarden Euro landen also im Müll, der wiederum Methan an die Atmosphäre abgibt und so die Klimaerwärmung fördert. Würde man diesen Abfall reduzieren, käme dies im Hinblick auf das Klima dem Effekt gleich, jedes fünfte Auto aus dem Verkehr zu ziehen. Das Aquivalent von 15 Millionen Tonnen CO2-Emissionen ließe sich vermeiden, wenn die Briten nicht so viel Abfall produzieren würden. Meist werden die Lebensmittel nicht rechtzeitig gegessen, oft wird auch einfach zuviel gekocht. Insgesamt würden 20 Prozent der Treibhausgasemissionen mit der Herstellung, Distribution und Lagerung von Lebensmitteln verursacht werden.

Es gibt viele Gründe dafür, warum zuviel eingekauft wird. Die Menschen planen zu wenig, haben keine Einkaufsliste vorbereitet und nicht nachgeschaut, was noch da ist. Sie greifen im Laden spontan zu, werden von Sonderangeboten verführt, lassen Lebensmittel verfallen, kennen sich mit den Verfallsdatum nicht aus oder wissen nicht, was sie mit dem Übriggebliebenem noch anfangen können. Es fehlt also an Disziplin und Wissen oder man will eben nicht dauernd sparen und kontrolliert sein, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Verschwenderisch sind auch nicht alle Haushalte. Besonders hervorstechen Menschen zwischen 16 und 34 Jahren, die Arbeit haben und kaum geregelt essen, und Familien mit Schulkindern. Dazu kommt, dass die Hälfte der jungen Menschen unter 24 Jahren nicht kochen kann.

Es geht um große Themen, um die Bekämpfung des Hungers und der Klimaerwärmung, aber dabei geht es auch immer um eine Verhaltensveränderung, die moralisch und mit Zahlen unterfüttert gefordert wird, um das Gute zu bewirken. Just diese auch staatlich erwünschten Disziplinierungsmaßnahmen, die permanente Aufforderung von Rationalität, dürften umgekehrt auch die Unvernunft stärken. Lieber der “Tanz am Vulkan” als permanent maßvoll leben. Disziplin ist in aller Regel nicht “cool”, wenn sie nicht in Gewaltexzessen ausarten darf. Kann “grün” schick sein, wenn es keine oppositionelle Haltung mehr ist, sondern staatstragend? Können wir Planung lieben oder brauchen wir nicht auch Verschwendung – Luxus, wenn wir es uns leisten können?

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